Wie jedes Jahr wählen die Kakteen-Gesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einen Kaktus des Jahres. Diesmal fiel die Wahl mit Cleistocactus strausii, dem Silberkerzenkaktus, auf eine Pflanze, die vor über 100 Jahren entdeckt wurde und inzwischen zum festen Bestand aller großen und vieler kleinen Kakteensammlungen zählt.
Anfang April 1904 erhielt das Botanische Museum Berlin eine Sendung sukkulenter Pflanzen aus Bolivien, die Dr. Karl Fiebrig, der Gründer des Botanischen Gartens von Asunción, Paraguay, gesammelt hatte. Durch die langen Transportwege und die vielen Kontrollen unterwegs waren die Pflanzen bei ihrer Ankunft fast schon mumifiziert. Um wenigstens einen Teil der Transportkosten aufzufangen, verkaufte der botanische Garten dem Berliner Sammler Emil Heese einige dieser Pflanzen. Es stellte sich heraus, dass noch nicht bekannte Arten darunter waren, so auch unser Kaktus des Jahres 2013.
Heese prophezeite schon 1907, dass dieser Säulenkaktus „eines der schönsten Schaustücke der Sammlungen“ werden dürfte, was sich bald bewahrheitete. Heute ist dieser Kaktus, in Deutschland als „Silberkerzenkaktus“ bekannt, aus keiner Sammlung mehr wegzudenken, da er auch im nichtblühenden Zustand ein Schmuckstück ist.
Die Heimat von Cleistocactus strausii ist Südbolivien, wo er bis in Höhen von 2600 m auf steinigen Böden wächst. Besonders in der Region um die bolivianische Stadt Tarija prägt C. strausii durch große Bestände das Landschaftsbild.
Wie die deutsche Bezeichnung andeutet, ist C. strausii komplett von silbrig glänzenden Borsten umhüllt, die die wenigen eigentlichen Dornen völlig verbergen. Im Alter treibt er knapp über dem Erdboden aus und bietet dann als Gruppe von bis zu 3 Meter hohen silbernen Stämmen einen prächtigen Anblick.
Spätestens ab 1 m Höhe werden im Frühsommer die weinroten, 8–10 cm langen röhrenförmigen Blüten ausgebildet, die an älteren Pflanzen in Massen erscheinen.
In der Pflege zeigt sich der Silberkerzenkaktus sehr robust. Seinen Heimatbedingungen entsprechend verlangt er eine nährstoffreiche, durchlässige Erde mit vielen mineralischen Anteilen und möglichst volle Sonne. Während er im Frühjahr und Spätsommer durchaus Feuchtigkeit verträgt, kann man im Hochsommer eine Gieß-Pause einlegen.
Nach seiner Entdeckung war der Silberkerzenkaktus jahrelang verschollen, bis er 1931 wiedergefunden wurde und dann seinen Siegeszug durch die Sammlungen antrat. Zum Kaktus des Jahres 2013 wurde Cleistocactus strausii aufgrund seiner Schönheit gewählt und weil er ein Beispiel dafür ist, dass es auch auf dem Fensterbrett oder dem Balkon möglich ist, sich an einem blühenden Säulenkaktus zu erfreuen.