Wenn die letzten Erdnüsse des Winters geknackt und gegessen sind, beginnt die Saison des Erdnusskaktus. Wenn sich die Pflanzen im Frühling mit Wasser füllen und zu wachsen beginnen, leuchtet der Name sofort ein: Die Form und das Dornenmuster der Triebe erinnert tatsächlich an ein Bündel frisch geernteter Erdnüsse. Der Name kommt aus dem Amerikanischen, wo der Peanut Cactus schon seit langem ein Begriff ist. Auch die Pflanze selber kommt aus Amerika, und zwar aus der nordwestlichen Ecke von Argentinien. Dort entdeckte der italienische Entomologe Philippo Silvestri vor über hundert Jahren den Erdnusskaktus und grub ein paar Pflanzen aus. Ein befreundeter Botaniker, Carlos Spegazzini, beschrieb 1905 den Erdnusskaktus als „eine kleine Kaktusart, rasenförmig wachsend mit schlanken Zweigen und roten Blüten“ und gab der Pflanze zu Ehren des Entdeckers den Namen „Cereus silvestrii“. Später wurde daraus „Chamaecereus silvestrii“, Silvestris Zwergsäulenkaktus, und heute heißt die Art „Echinopsis chamaecereus“.
Das Wissen, wo genau die Heimat dieses Kaktus liegt, ist dabei sehr bald verlorengegangen. Die Beschreibung des Fundortes ist zu unbestimmt und die Stelle liegt in einer weitläufigen, schwer zugänglichen Gegend. Es wurde zwar durchaus versucht, die Pflanzen in der Natur wiederzufinden, aber leider bis heute erfolglos. Es gibt aus diesem Grund auch keine Fotos, die den Erdnusskaktus in seiner natürlichen Umgebung zeigen. Alle verfügbaren Aufnahmen des Erdnusskaktus stammen von Kulturpflanzen. Ob und welche der Erdnusskakteen von heute noch der ursprünglichen Wildform entsprechen, kann niemand mit Sicherheit sagen, denn die Vermehrung der Originalpflanzen wurde lange Zeit nicht dokumentiert. Dass aus dieser ersten Aufsammlung von Wildpflanzen vor über 100 Jahren ohne weitere Entnahme aus der Natur bis heute Erdnusskakteen überlebt haben, ist eigentlich ein kleines Wunder. Das noch größere Wunder ist, dass er nicht nur überlebt, sondern millionenfach auf der ganzen Welt verbreitet wurde, sei es in der Obhut seiner Pfleger oder ausgewildert wie z. B. in der südlichen Schweiz.
Es sind seine überragenden Eigenschaften, die den Erdnusskaktus zu dieser Weltreise befähigt haben: Er ist bei regelmäßiger Wasser- und Düngergabe pflegeleicht, wächst rasch und sprosst großzügig. Die Sprosse lassen sich leicht ablösen und neu bewurzeln. Der Erdnusskaktus ist auch nicht heikel, was die Aufstellung betrifft: Er hat zwar gerne Sonne, ist aber auch mit Halbschatten zufrieden und erträgt im Winter sogar leichte Minusgrade. Nach einem kühlen und trockenen Winterstand blüht er im Frühling in kräftigen Farben und in Schüben weiter bis in den Herbst hinein. Auch die Aussaat von Samen gelingt leicht.
Bei all diesen Vorzügen kamen Kakteenliebhaber schon früh auf die Idee, andere Blütenfarben einzukreuzen. Rotorange, Gelb und Violett als Blütenfarbe sind schon seit Jahrzehnten Klassiker. Inzwischen gibt es außer Blau, Grün und Schwarz fast jede Farbnuance, von zartem Pastell bis grellem Neonpink. Seit wenigen Jahren gibt es auch Erdnusskakteen mit zweifarbigen, geflammten oder gestreiften Blüten, ein Ende der Vielfalt ist nicht abzusehen! Diese Züchtungen wiederum werden weitergereicht und finden neue Liebhaber rund um den Erdball. Und so ist die Weltreise des Erdnusskaktus noch lange nicht zu Ende!
Text: Julia Froelicher