Ihrem nur von weitem kuscheligen Aussehen verdankt diese Kakteenart in ihrer Heimat, der Sonora-Wüste in Amerika, den Trivialnamen „Teddy Bear Cholla“ (Teddybärkaktus). Anders als ein Teddybär ist dieser Kaktus aber alles andere als kuschelig.
Neben dem Saguaro-Kaktus (Carnegiea gigantea) und dem Ocotillo-Strauch (Fouquieria splendens) gehört der Teddybärkaktus zu den Charakterpflanzen der Sonora-Wüste, wo er in mittleren Höhenlagen und stets in voller Sonne wächst. Er bildet reich verzweigte, bis ca. 1,50 m hohe Sträucher mit einem kurzen Stamm. Die strohgelben Dornen, die durch ihre papierartige Hülle das Sonnenlicht besonders stark reflektieren, verleihen den Pflanzen ein spektakuläres Aussehen. Diese Kakteen sind so von weitem gut zu erkennen und prägen die Landschaft aufgrund ihrer dichten Bestände.
Der Artname Cylindropuntia bigelovii würdigt den amerikanischen, in der Mitte des 19. Jahrhunderts aktiven Arzt und Botaniker John Milton Bigelow. Von ihm gefundene Kakteen sandte er dem deutschamerikanischen Arzt und Botaniker George Engelmann, der sie wissenschaftlich bearbeitete und auch zahlreiche Erstbeschreibungen verfasste, so auch für den Teddybärkaktus. Der Teddybärkaktus gehört zu den säulenförmigen Opuntien, worauf der aus Mexiko stammende Trivialnamensteil „Cholla“ hinweist.
Die Art ist sehr wehrhaft: Ihre Sprosse sind meist extrem dicht mit Dornen besetzt, die auf der Oberfläche mikroskopisch kleine Widerhaken tragen und von einer papierartigen Hülle überzogen sind. Leicht bleiben daher so bedornte Sprossglieder im Fell oder in der Haut von unvorsichtigen Tieren hängen. Daher wird die Art auch als „Golden-spined Jumping Cholla“ bezeichnet. Dieser Name deutet darauf hin, dass der Kaktus seine Opfer „quasi anspringt“. Nur schwer lösen sich die Sprossglieder wieder, oft nach langen, für die Opfer qualvollen Versuchen, sie abzuschütteln. Die dann aber irgendwann abfallenden Sprossglieder können leicht Wurzeln treiben und wiederum zu neuen Pflanzen heranwachsen – eine Form der vegetativen Vermehrung.
Es gibt in der Heimat der Teddybärkakteen Vögel, die sich deren Dornendickicht als Schutz vor Fressfeinden für ihr Brutgeschäft auswählen. Es erscheint wie ein Wunder der Natur, wie ein Vogel unbeschadet durch die gefährlichen Kakteendornen in sein verborgenes Nest schlüpft!
Vorwiegend von April bis Juni bilden sich an den Triebenden Blüten, deren Blütenblätter einen zart gelbgrünen Farbton haben, zu dem die sehr charakteristischen, intensiv dunkelgrünen Staubfäden und Griffel einen markanten Kontrast bilden. Die Früchte enthalten meist nur wenige Samen, die zudem auch kaum keimfähig sind – eine Anpassung an die bevorzugte vegetative Vermehrung.
Die große Gruppe der Opuntien insgesamt erfreut sich bei vielen Kakteenliebhabern keiner großen Beliebtheit, weil viele von ihnen sehr groß werden und weil alle Arten ziemlich unangenehm stechen. Die hier vorgestellte Art, um die man in der Natur besser einen großen Bogen machen sollte, macht da keine Ausnahme: In Kultur findet man die Art aufgrund der unangenehmen Bedornung nur selten. Wer es doch mal versuchen möchte, diesen Kaktus zu kultivieren, sollte seine wichtigsten Ansprüche berücksichtigen: viel Sonnenlicht, Wärme, Trockenheit und ein sehr durchlässiges Substrat. Vorsicht beim Umgang mit diesen stark stechenden Pflanzen ist aber angesagt! Wenn doch mal ein Dorn oder ein ganzer Spross im Arm hängen bleibt, soll ein Kamm helfen, diesen wieder abzustreifen – ohne Garantie, dass das unblutig geht …
Wer einmal die Gelegenheit hat, diese Pflanze in der Natur zu sehen, dem wird sie doch ein bisschen ans Herz wachsen. Die Würdigung als Kaktus des Jahres 2022 soll der Art daher zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen.
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Cactus_of_the_year_2022_final (PDF, 29 KB)
Kaktus_des_Jahres_2022_final (PDF, 256 KB)
Text: Dr. Thomas Engel
Alle Fotos: Dr. Thomas Engel